🔮 Es war einmal eine Schokolade🍫,
die anders als alle anderen war.
Sie war pur und rein,
doch durfte sie nicht wie die anderen sein.
Heute erzählen wir euch eine kleine Geschichte aus dem Kuriosum des Lebensmittelrechts: Vor kurzem hat Ritter Sport die Cacao Y Nada, die sogenannte Kakaofrucht-Tafel, auf den Markt gebracht. ¿Por qué se llama el chocolate de cacao y nada? ¿Habla espanol? Ritter Sport will sicherlich nicht die hiesige spanische Community mit diesem Schokoquadrat addressieren. Nein! Der Schokoladenproduzent sah sich vermeintlich zu einem marketingtechnischen Winkelzug veranlasst. Im Lebensmittelrecht wird nämlich genau vorgeschrieben, welche Zutaten Schokolade enthalten muss. Und diese Vorschriften erfüllt die Cacao Y Nada nicht, obwohl sie zu 100% aus den Bestandteilen der Kakaofrucht besteht. Behördliche Schikane oder steckt vielleicht doch nur eine raffinierte Marketing-Aktion dahinter?
Euch kommt das sicher bekannt vor, gab es erst vor geraumer Zeit die Auseinandersetzung des Erfrischungsgetränkeproduzenten Lemonaid, deren zuckerarme Limonade rechtlich gesehen eben nicht als eine solche bezeichnet werden darf. Zum Verständnis: Das deutsche Lebensmittelrecht soll mit zahlreichen Verordnungen für eine standardisierte Einhaltung von Qualitätsmerkmalen sorgen.So werden darin für einige Produkte die Inhaltsstoffe sowie das Verhältnis der Zutaten zueinander festlegen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Begriff „Milch“. Laut Gesetz muss es sich dabei um „das Gemelk einer oder mehrerer Kühe“ handeln. Daher findet ihr im Supermarkt auch keine „Sojamilch“ oder „Hafermilch“, obwohl jedem bekannt sein dürfte, dass die Milch nicht vom Sojatier oder dem Haferhammel kommt. Stattdessen heißen die Milchersatzprodukte „Hafer-“ bzw. „Sojadrink“. Ihr könnt ja beim nächsten Einkauf einfach mal darauf achten!
Kein Zucker, keine Schokolade
Wälzen wir uns nun weiter durch EU-Verwaltungs-Fachsprache: „Milch“ ist laut EU-Verordnung deswegen ein geschützter Begriff, um die „gemeinsame Marktorganisation für landwirtschaftliche Erzeugnisse“ aufrechtzuerhalten. Das ergibt zumindest noch halbwegs Sinn. Aber: Im Fall Ritter Sport (gegen die Zuckerlobby) sieht es allerdings ein bisschen anders aus.
Enthalten sind in der Cacao Y Nada ausschließlich Bestandteile der Kakaofrucht: Kakaosaft, Kakaomasse, Kakaobutter und Kakaopulver. Nicht einmal Zucker ist für die Produktion verwendet worden; die Süße erhält die Cacao Y Nada allein von der natürlichen Süße des Kakaosafts. Und hier trifft geschmeckte Realität („hmm, süüüß!“) auf EU-Recht („Nix mit süß! Wo ist der Zucker?“). Denn laut Ritter Sport besagt das Lebensmittelrecht folgendes: Schokolade muss immer einen Anteil konventionellen Zucker enthalten. Da Ritter Sport auf diesen verzichtet hat, gilt die Cacao Y Nada rechtlich nicht als Schokolade. Zucker ist also EU-Recht-gewordene Elementaressenz von Schokolade.
Causa „Cacao y Nada“ – jetzt schaltet sich Julia Klöckner ein
Auch am Bundesernährungsministerium ist der Fall nicht vorbeigegangen. Ministerin Julia Klöckner erklärt in einem Statement, dass Schokolade zwar aus Kakaoerzeugnissen und Zuckerarten bestehen müsse, bestimmte Zuckerarten werden aber nicht vorgeschrieben. Steckte hinter allem also nur eine ausgeklügelte Marketing-Aktion? Falls ja, hatte diese auf jeden Fall Erfolg: Die Cacao Y Nada war innerhalb kurzer Zeit ausverkauft und wurde bei Ebay teilweise für über 50€ je 57-Gramm-Tafel gehandelt.
Lemonaid: anderes Produkt, dasselbe Problem
Kein vermeintlicher Marketing-Gag war die Auseinandersetzung zwischen dem Hamburger Start-up Lemonaid Beverages GmbH und dem Ernährunsgministerium. Lemonaid hat Limonade im Sortiment, welche sehr zuckerarm ist. Zu arm! Deswegen dürfe Lemonaid nicht als Limonade bezeichnet und beworben werden. Statt der vorgeschriebenen 7%, enthält Lemonaid je nach Geschmacksrichtung nur 5,5% – 6,8% Zucker. Um diesem Ärger Ausdruck zu verleihen, hat Lemonaid vergangenen Herbst eine Zuckerstatue der Bundesministerin für Ernährung, Julia Klöckner, in Berlin errichtet. Ein „Denk-Mal“ der etwas anderen Art.
Eins haben beide Aktionen gemein: Es wird immer stärker über Sinn und Unsinn der Lebensmittelgesetzgebung diskutiert. Schließlich ist es das erklärte Ziel des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, Zucker, Fette und Salz in zahlreichen Lebensmitteln zu reduzieren.
Was meint ihr? Ist das Lebensmittelrecht überholt oder haben die Richtlinien weiterhin einen Nutzen für den Verbraucher? Schreibt mir eure Meinung gerne in die Kommentare!
ruvimbo
ruvimbo
ruvimbo 09.02.2021, 13:40Sehr cooler Artikel!
ruvimbo
ruvimbo
ruvimbo 09.02.2021, 13:43War das ein externer Auftrag von Ritter Sport oder Lemonaid oder warum wendet ihr Zeit/Geld dafür auf?
Sascha | MyTopDeals
Sascha | MyTopDeals
Sascha | MyTopDeals 09.02.2021, 14:17@ruvimbo:
Schön wär's, wenn Ritter Sport uns da nen Batzen Geld gegeben hätte, aber nein, wir schreiben Magazinartikel als Servicebeiträge. Neutral und unvoreingenommen. Zum Diskutieren und informieren. Und mich als Redakteur freut es, auch mal rein informative Artikel zu schreiben, bei denen ich mich auch kreativ ein wenig mehr austoben kann.
ruvimbo
ruvimbo
ruvimbo 09.02.2021, 18:57Super Sache!
graeserjan
graeserjan
graeserjan 09.02.2021, 14:04Ich finde es auch interessant.
Danke Jan
Didimann
Didimann
Didimann 09.02.2021, 14:23Das Lebensmittelgesetz hat sogar einen großen Nutzen für den Verbraucher. Es soll ihn vor den zahllosen Ideen und Irreführungen der Industrie schützen.
Viele beklagen sich doch über die ganzen Tricksereien, die es trotz der recht stricken Vorgaben dieses Gesetzes dennoch gibt.
Was wäre nicht alles vorstellbar ohne ein solches Gesetz?
Es hat wie bei solchen staatlichen Regeln nur ein ganz besonderes Manko:
Es ist zu unflexibel und deutlich zu langsam in seinen Anpassungen.
Die Lebensmittel- und Ernährungsindustrie entwickelt sich laufen und recht schnell weiter und der Gesetzgeber kommt, wie so oft, da nicht mit.
Aber mir ist lieber, einige Produkte, die es ja dennoch gibt und großen Absatz finden, dürfen bestimmte Bezeichnungen nicht tragen, als die völlige Willkür in Bezug auf unser Essen und Trinken.
oyzo
oyzo
oyzo 09.02.2021, 16:51Sehr informativ. War an mir vorbeigegangen. 👍🏻👍🏻
Aber welcher 🤡 bezahlt bei eBay soviel Geld für "Nicht-Schokolade"?
😆😆😆😆😆
Sascha | MyTopDeals
Sascha | MyTopDeals
Sascha | MyTopDeals 09.02.2021, 16:56Welcher 🤡 sowas kauft? Ich denke da musst du auf die Schuhe achten. 😉 Die Lidl-Treter sind top und auch mal was anderes. Aber wer da tatsächlich auch nur annähernd dreistellige Summen für bezahlt, dem kann ich auch nicht helfen. 😀
https://www.mytopdeals.net/user-deals/deals/mode-beauty/absolut-en-vogue-die-lidl-collection-mit-sneaker-t-shirts-und-lidlletten/
bleibgeschmeidig100
bleibgeschmeidig100
bleibgeschmeidig100 09.02.2021, 16:58Interessanter Artikel. Gerne öfter mal informative Inhalte veröffentlichen! Da wünschte man sich doch glatt, ne Palette als wertanlage zu haben. 50 Tacken in der Bucht, crazy
VivaPluto
VivaPluto
VivaPluto 09.02.2021, 19:31Ist das hier noch eine App für Deals? Oder werden Werbeanzeigen hier künftig als Magazinartikel verpackt? Sorry, aber der Charme dieser App früherer Tage ist verloren gegangen. Mittlerweile gibt es fast nur noch Bonus Deals die besonders beworben werden. Der ein oder andere ist aber tatsächlich gut. Und jetzt auch noch Magazine die überhaupt kein Deal mehr für Nutzer sind. Keine Frage, der Artikel ist interessant. Gehört für mich aber nicht in eine App für Deals.
SaS
SaS
SaS 09.02.2021, 20:05Du sprichst mir aus der Seele
Julia | MyTopDeals
Julia | MyTopDeals
Julia | MyTopDeals 09.02.2021, 20:08@VivaPluto: Das ist keine Werbeanzeige, sondern ein reiner Info-Beitrag, wie von Sascha bereits erklärt 🙂
vanpelt
vanpelt
vanpelt 09.02.2021, 20:45Toleranz ist da Hinwegsehen über Dinge die man eigentlich zum Kotzen findet.
Oscar Wilde
Jogging41
Jogging41
Jogging41 09.02.2021, 21:23Alles Käse… Sowohl die Schokolade darf sich Schokolade nennen (war nie verboten), die Limo dürfte sich Limo nennen… Die haben (als Werbegag) eine "juristische Selbsteinschätzung" durchgeführt und haben dann damit Reklame gemacht. Niemand hat denen das rechtswirksam verboten. Schade die Aufmachung hier. Ich denke es ist nur eine Zeitfrage, bis ein Konkurrenzunternehmen kommt, dass nicht so reißerisch und falsch informiert. Das war hier früher anders… Echt schade… Ihr wollt nur noch verkaufen, so mein Eindruck….
Jogging41
Jogging41
Jogging41 09.02.2021, 21:26Hab's nochmal gelesen. Sorry, war euch gegenüber zu kritisch, euer Info war im wesentlichen OK… Mea culpa….
Jogging41
Jogging41
Jogging41 09.02.2021, 21:29Sorry, habe euren Artikel noch Mal gelesen. Meine Kritik an euch war im wesentlichen unberechtigt. Mea culpa
Schnatterine27
Schnatterine27
Schnatterine27 09.02.2021, 22:19Cooler Artikel 😃👍. Danke schön.
Haferhammel sind schon eine Sache für sich 😅 .