Journalist im geheimen Militärchat, Türkei, Falsche Todesmeldungen

1. US-Regierung lädt versehentlich Journalisten in geheimen Militärchat ein
(spiegel.de)
In den USA sorgt eine schwerwiegende Sicherheitspanne für Aufsehen: Offenbar wurde Jeffrey Goldberg, Chefredakteur von “The Atlantic”, versehentlich in einen geheimen Gruppenchat der Trump-Regierung aufgenommen, in dem detaillierte Kriegspläne zum Jemen besprochen wurden. Der Journalist habe dort Informationen über Ziele, Waffen und Zeitpläne der Angriffe erhalten – in lockerem Ton und mit Emojis garniert. Unbedingt Lesenswert dazu der Beitrag von Jeffrey Goldberg selbst: The Trump Administration Accidentally Texted Me Its War Plans (theatlantic.com).

2. Wie der türkische Staat die freie Presse bedrängt
(taz.de, Ali Çelikkan)
In der Türkei gehe die Regierung massiv gegen die Pressefreiheit vor: Kritische Medien würden zensiert, Journalistinnen und Journalisten verhaftet und Soziale Netzwerke eingeschränkt, um die Berichterstattung über aktuelle Proteste gegen die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu zu unterdrücken. Besonders im Fokus stehe die Medienaufsichtsbehörde RTÜK, die regierungskritischen Sendern mit Lizenzentzug drohe und unverhältnismäßige Strafen verhänge. Trotz Repressionen und gezielter Desinformation durch regierungsnahe Medien demonstrieren weiterhin viele Menschen für Demokratie und Meinungsfreiheit.
Weiterer Lesetipp: Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt die Gewalt gegen Medienschaffende in der Türkei, die über die Proteste berichten. “Die Festnahmen und die gezielte Gewalt zeigen, dass das türkische Regime die Berichterstattung über regierungskritische Proteste unterdrücken will – das passt zu dem autokratischen Muster, mit dem Präsident Erdoğan spätestens seit dem Putschversuch im Juli 2016 regiert”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

3. Verkürzt, Verzerrt, Verschwiegen: Der Krieg in Nahost auf deutschen Zeitschriften-Covern
(schantall-und-scharia.de, Fabian Goldmann)
Fabian Goldmann hat die Titelseiten der Magazine “Spiegel”, “Stern” und “Focus” seit dem 7. Oktober 2023 analysiert und festgestellt, dass der Nahostkonflikt an diesen prominenten Stellen kaum thematisiert worden sei. Betroffene der israelischen Kriegsführung wie Palästinenser oder Libanesen seien nur dreimal auf die Titelseite gekommen, während sie sechsmal als Aggressoren dargestellt worden seien. Selbst bei bedeutenden Ereignissen im Nahen Osten hätten die Redaktionen häufig auf unpolitische Themen wie Lifestyle und Service gesetzt.

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4. Das zynische Geschäft mit falschen Todesmeldungen
(profil.at, Julian Kern & Jakob Winter & Kevin Yang)
Der “Profil”-Beitrag befasst sich mit gefälschten Todesmeldungen von Prominenten, die gezielt über Social Media – vor allem über die Plattform X (ehemals Twitter) – verbreitet werden. Die Motive reichen von finanziellen Interessen, da mit reichweitenstarken Beiträgen Geld verdient werden kann, bis hin zu zynischen Scherzen, mit denen beispielsweise Journalistinnen und Journalisten getäuscht werden sollen.

5. Öffentlich-rechtliche Gremien: Mut zum Publikumsrat
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 27:06 Minuten)
In “Läuft”, dem Podcast von “epd medien” und Grimme-Institut, geht es um die Studie der Otto Brenner Stiftung zur Zusammensetzung und Arbeitsweise der Gremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Alexander Matzkeit fragt seinen Gast, Journalist und Medienwissenschaftler Dominik Speck: “Wie könnte die Arbeit der Gremien so verändert werden, dass sie in der Lage sind, den an sie gestellten Anforderungen zu genügen.”

6. Man nimmt es ja erstmal ernst – Über die Fotoarbeiten von Lars Eidinger
(54books.de, Eva-Sophie Lohmeier)
Eva-Sophie Lohmeier setzt sich kritisch mit den Fotoarbeiten von Schauspieler Lars Eidinger auseinander, die sie als belanglose, technisch schwache und konzeptlose Instagram-Ästhetik beschreibt, der jedoch durch Promistatus ein musealer und publizistischer Raum eingeräumt werde. Besonders problematisch findet Lohmeier den Umgang mit prekären Motiven wie Obdachlosen, die Eidinger als Projektionsfläche für seine eigene Identitätskrise nutze. Dem Kunstbetrieb wirft sie vor, aus Faszination für den Prominenten ein Werk aufzuwerten, das weder inhaltlich noch ästhetisch trage.

Schlagseite nach rechts, Verspielte Glaubwürdigkeit, Straftaten

1. Monopol mit Schlagseite nach rechts
(taz.de, Harff-Peter Schönherr)
Die “Neue Osnabrücker Zeitung” orientiere sich politisch nach rechts und verbreite Narrative, die an Verschwörungserzählungen und Putin-Nähe erinnern, schreibt Harff-Peter Schönherr in der “taz”. Führende Redakteure verträten Positionen, die bei Kolleginnen und Kollegen auf deutliche Kritik stoßen sollen. Die Zusammenarbeit mit umstrittenen Medien wie “Multipolar” sowie eine angebliche ideologische Nähe zur AfD und zu “Querdenker”-Positionen würden den Eindruck eines publizistischen Rechtsrucks verstärken.

2. Der RBB verspielt weiter seine Glaubwürdigkeit
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der nach der Gelbhaar-Affäre zurückgetretene RBB-Chefredakteur David Biesinger soll Leiter der Hauptabteilung Programmressourcen werden. Ein fatales Signal, meint Joachim Huber im “Tagesspiegel”: “Schon erstaunlich, was Führungskräften im RBB, die als Führungskraft gescheitert sind, alles zugetraut wird. Die Öffentlichkeit darf schon gespannt sein, welchen Job die ebenfalls zurückgetretene Programmdirektorin Katrin Günther zukünftig übernehmen wird.”
Weiterer Lesetipp: Ulrike Demmer holt sich Hilfe für RBB-Umbau an Bord: “Seit Anfang des Monats soll Digitalisierungsexperte Peter Parycek dem RBB als Change-Manager beim Umbau helfen. Für Schlagzeilen sorgt dabei sein Gehalt.” (dwdl.de, Uwe Mantel)

3. Über welche Straftaten berichten Medien?
(deutschlandfunk.de, Anh Tran, Audio: 38:32 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, über welche Straftaten Medien bevorzugt berichten: Über solche, bei denen Deutsche die Täter sind? Oder über solche, bei denen die Täter einen Migrationshintergrund haben? Es diskutieren DLF-Hörerin Anita Hamed, Kommunikationswissenschaftler Thomas Hestermann sowie Katharina Thoms und Anh Tran aus der DLF-Redaktion.

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4. Klage gegen die US-Regierung
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des US-Auslandssenders “Voice of America” haben Klage gegen die US-Medienbehörde USAGM eingereicht. Zuvor habe Präsident Donald Trump per Dekret massive Budgetkürzungen und Beurlaubungen angeordnet. Diese Maßnahmen könnten einer rechtswidrigen Schließung gleichkommen und würden der Klage zufolge die redaktionelle Unabhängigkeit sowie die Pressefreiheit weltweit bedrohen.

5. Desinformation als Gefahr für demokratische Wahlen – Ein Gespräch mit Christina Elmer
(de.ejo-online.eu, Merle Van Berkum)
Merle van Berkum spricht mit Christina Elmer, Professorin für Digitalen Journalismus, über die Auswirkungen von Desinformation auf die Bundestagswahl 2025. Elmer erklärt, wie Falschinformationen – teilweise von politischen Akteuren oder aus dem Ausland gesteuert – den Wahlkampf beeinflusst haben und welche Rolle Fact-Checking, Plattformen und Regulierung dabei spielen. Sie betont die Notwendigkeit von transparenter journalistischer Arbeit, mehr Medienkompetenz und emotional wirksamen Gegenstrategien.

6. Elon Musks Plattform X blockiert offenbar regierungskritische Accounts in der Türkei
(spiegel.de)
Die Plattform X (ehemals Twitter) soll in der Türkei zahlreiche regierungskritische Accounts gesperrt haben, darunter auch welche von feministischen und studentischen Gruppen. Dies sei nach der Verhaftung des Oppositionspolitikers Ekrem İmamoğlu geschehen. Der Eigentümer der Plattform Elon Musk werde dafür kritisiert, dass er Meinungsfreiheit propagiere, gleichzeitig aber die Zensur solcher Inhalte zulasse.

KW 12/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Journalisten vor Gericht: Wie kritische Berichte weggeklagt werden
(ndr.de, Lea Eichhorn, Video: 22:17 Minuten)
In ihrem Beitrag für das NDR-Medienmagazin “Zapp” zeigt Lea Eichhorn, wie Journalistinnen und Journalisten durch teure Klagen unter Druck gesetzt werden. Das Ziel dahinter: kritische Berichterstattung verhindern. Solche Einschüchterungsklagen, sogenannte SLAPPs, zielen darauf ab, Angst und finanziellen Schaden zu verursachen: “Wird hier der Rechtsstaat missbraucht, um die Pressefreiheit zu beschneiden?”

2. Wer gewinnt, wer verliert? Medien und Koalitionsverhandlungen
(br.de, Jean-Marie Magro, Audio: 27:06 Minuten)
Die neue Ausgabe von “BR24 Medien” beschäftigt sich mit der Frage, wie Medien über die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD berichten. Moderator Jean-Marie Magro spricht darüber mit dem Kampagnenberater Mathias Richel, dem Politikwissenschaftler Christoph Bieber und dem Hauptstadtbüroleiter des Deutschlandfunks Stephan Detjen: “Spielen Inhalte eine untergeordnete Rolle im Vergleich zur Frage, wer sich durchgesetzt hat?”

3. Bangen um “Radio Free Europe” und manipulierte KI-ChatBots
(wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 44:57 Minuten)
Das WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” beleuchtet wie immer verschiedene Themen aus der Medienwelt, darunter auch die unsichere Zukunft von “Radio Free Europe”, dessen Finanzierung durch politische Entscheidungen bedroht sei. Der vom US-amerikanischen Staat gegründete Sender sei von Kürzungen durch die Trump-Administration betroffen.

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4. Diskurs statt Destruktion: Wie werden wir zu einer resilienten Informationsgesellschaft
(youtube.com, Greta Buschhaus, Video: 1:32:58 Stunden)
“Ein Großteil der digitalen Öffentlichkeit wird kontrolliert durch einige wenige Konzerne, und öffentliche Diskurse sind Spielball ihrer Entscheidungsmacht. Werden da die bisherigen Ansätze und Ideen noch reichen? Wie wirksam wird der europäische Digital Services Act? Genügen die bisherigen Initiativen für Nachrichtenkompetenz? Und welche Rolle spielt der Journalismus?” Darüber diskutieren Christiane Hoffmann, stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, Markus Beckedahl, Gründer von digitalpolitik.de und der Digitalkonferenz re:publica, Laura Krause von der Organisation “More In Common” und Simon Hurtz, Gründer des “Social Media Watchblog”.

5. Traumjob Journalismus
(ardaudiothek.de, Jan Katona, Audio: 1:52:07 Stunden)
In der Sendung “Blue Moon” des RBB-Jugendsenders “Fritz” unterhält sich Jan Katona mit Frederik von Castell, Chefredakteur des “medium magazins”, über den Weg in den Journalismus, den Berufsalltag und die Herausforderungen in einer sich wandelnden Gesellschaft mit politischen Krisen und globalen Konflikten. Ziel der Sendung sei es, Einblicke in den Beruf zu geben, Fragen zu beantworten und junge Menschen für Medienarbeit zu begeistern.

6. Medizinische Influencer*innen: Diagnose Selbstvermarktung
(zdf.de, Jan Böhmermann, Video: 31:15 Minuten)
“Abgegriffene Gala-Hefte von 2022, hustende Patient*innen im Wartezimmer und die Diagnose: ‘Ja, das geht grade rum!’. So ein Besuch in einer Arztpraxis kann ernüchternd sein. Da bieten Medfluencer*innen mittlerweile eine willkommene Alternative.” Jan Böhmermann und sein “ZDF Magazin Royale” sind dem Phänomen der sogenannten Medfluencer (Kofferwort aus Medizin und Influencer) nachgegangen: “Sind sie nur daran interessiert, den Menschen zu helfen?”

Unhaltbare Vorwürfe, Stereotype Stockbilder, Zitieren bleibt verboten

1. Wie »Bild« und »Nius« eine kriminelle trans Polizistin erfanden
(spiegel.de, Vicky Bargel)
“Im November vergangenen Jahres verbreiteten mehrere Medien Berichte über eine trans Polizeibeamte namens Judy S., die zwei Männer sexuell missbraucht haben soll. Doch an der Geschichte stimmte fast nichts.” Vicky Bargel schreibt über einen Fall, in dem die “Bild”-Redaktion sowie das Portal “Nius” von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt eine zentrale Rolle spielen und der selbst “hartgesottene Medienbeobachter” verblüffe. Zuerst hatte der “Tagesspiegel” darüber berichtet: Unhaltbare Vorwürfe und ein erfundener Penis (tagesspiegel.de, Ann-Kathrin Hipp & Alexander Fröhlich, nur mit Abo lesbar).

2. Zitieren bleibt verboten
(taz.de, Robert Matthies)
Der Journalist Carsten Janz sei vom Landgericht Hamburg zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er wörtlich aus einem unveröffentlichten Gerichtsbeschluss zitiert habe, was laut Paragraf 353d StGB verboten sei. Janz habe argumentiert, dass dies ein unverhältnismäßiger Eingriff in die Pressefreiheit sei und eine grundsätzliche rechtliche Abwägung verlangt. Das Gericht habe dies jedoch mit Verweis auf ältere Entscheidungen abgelehnt. Nun würden Janz und dessen Anwälte die Revision gegen das Urteil vorbereiten.

3. Wie verklickert man Lesern ein Thema wie die “Schuldenbremse”?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 27:21 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit “Zeit”-Redakteur Kolja Rudzio darüber, wie Redaktionen komplexe Themen wie die Schuldenbremse verständlich für Laien erklären können. Rudzio sagt, dass Leserinnen und Leser sich gerade bei akuten Themen wie Haushaltsdebatten durchaus für detaillierte und anspruchsvolle Artikel interessieren. Außerdem geht es in dem Gespräch um die Frage, wie viel Einordnung nötig ist und was von Begriffen wie “Sondervermögen” zu halten ist.

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4. Von der Stange: Wenn in Medien Bilder fehlen, kommen die Klischees
(kobuk.at, Eva Sappl)
Eva Sappl beobachtet, dass österreichische Medien häufig stereotype Stockbilder von Frauen verwenden, die jung, weiß, hübsch und schlank sind. Diese Bilder würden unrealistische Schönheitsideale und traditionelle Geschlechterrollen vermitteln, weil Frauen oft in passiven, fürsorglichen oder hilfsbedürftigen Rollen gezeigt würden. Als positive Ausnahme hebt Sappl den “Standard” hervor, der bewusst versuche, diversere und weniger klischeehafte Darstellungen zu wählen.

5. “Rückblickend sind wir seit Corona keine Unterhaltungssendung mehr”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
“DWDL”-Chefredakteur Thomas Lückerath spricht mit Markus Heidemanns, dem Produzenten der ZDF-Sendung “Markus Lanz”. Heidemanns erzählt, wie die Corona-Pandemie die Talkshow nachhaltig verändert habe – insbesondere durch den Verzicht auf Publikum im Studio und durch den Wandel von einer Unterhaltungs- hin zu einer ernsthaften politischen Gesprächssendung.

6. Der Murdoch-Clan: Familienstreit um das Medien-Imperium
(acast.com, Macht und Millionen, Audio: 55:33 Minuten)
Kayhan Özgenç, Chefredakteur von “Business Insider”, unterhält sich im Podcast “Macht und Millionen” mit Wirtschaftsredakteur Klemens Handke über den mächtigen Medienunternehmer Rupert Murdoch. Die beiden diskutieren über Murdochs globales Medienimperium, seinen politischen Einfluss und seine Rolle als gefürchteter Patriarch. Aktuell befinde sich Murdoch in einem heftigen Streit mit seinen Kindern, die um sein Milliarden-Vermögen kämpfen.

Trumps Geschenk, SLAPP-Klagen, Tageszeitung KI-generiert

1. Trumps Geschenk für Pressefeinde
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Regierung in den USA habe dem staatlichen US-Auslandssender “Voice of America” und anderen Auslandssendern die Finanzierung weitgehend entzogen und Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beurlaubt. “Sollten Voice of America, Radio Free Europe und Radio Free Asia ihre Arbeit einstellen müssen, werden autoritäre Führungen in China, Russland und anderen Teilen der Welt nicht zögern, das entstandene Vakuum mit ihrer Propaganda zu füllen”, so Anja Osterhaus, Geschäftsführerin bei Reporter ohne Grenzen.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Donald Trumps Vorgehen folgt dem Muster, das wir aus autoritären Staaten kennen: Diffamieren, kontrollieren, abschalten. Heute trifft es einen Auslandssender, morgen vielleicht jede kritische Redaktion.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:14 Minuten)

2. Wir wollen uns nicht schlagen lassen
(blogs.taz.de)
Die “taz” veröffentlicht in ihrem “Hausblog” den Aufruf eines Bündnisses zivilgesellschaftlicher Organisationen, in dem die kommende Bundesregierung aufgefordert wird, den Schutz vor sogenannten SLAPP-Klagen, also vor Einschüchterungsklagen, gesetzlich zu verankern.
Weiterer Lesetipp: Zusätzliche Informationen zum Thema gibt es bei der Otto Brenner Stiftung: Einschüchterung ist das Ziel. Dort kann auch das entsprechende Arbeitspapier (PDF) heruntergeladen werden (otto-brenner-stiftung.de, Stefanie Egidy).

3. Komplette Tageszeitung KI-generiert – Italiens “Il Foglio” experimentiert
(derstandard.at)
Die italienische Tageszeitung “Il Foglio” experimentiere einen Monat lang mit einer vollständig von Künstlicher Intelligenz generierten Zeitungsausgabe namens “Il Foglio AI”. Diese KI-Version erscheine parallel zur regulären Zeitung und bestehe täglich aus etwa 22 Artikeln und drei Leitartikeln, die ausschließlich von KI-Systemen verfasst werden sollen. Ziel sei es, praktisch zu erforschen, wie KI im Journalismus eingesetzt werden kann.

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4. Warum Fake News funktionieren – und wie sich der Journalismus wehren kann
(dfjv.de, Kathrin Boehme)
“Falschinformationen verbreiten sich besonders gut, weil sie auf bestimmten psychologischen Mechanismen beruhen. Soziale Medien verstärken diese Effekte durch Emotionalisierung und ihre Algorithmen. Wie kann der Journalismus gegensteuern und Fake News verhindern?” Kathrin Boehme erklärt die psychologischen Mechanismen hinter “Fake News” und überlegt, was der Journalismus dagegen tun kann.

5. Ressourcen für Auslandsjournalismus
(verdi.de, Sarah Schaefer)
Sarah Schaefer berichtet über die schwierige Situation des Auslandsjournalismus in Deutschland. Ursachen für die Krise seien die Einsparungen bei den Korrespondentenstellen, die unzureichende Bezahlung freier Journalistinnen und Journalisten sowie die Fokussierung auf Krisen und Kriege. Das habe auch Folgen an anderer Stelle: “Werden Krisen und bestimmte Entwicklungen nicht gesehen, kann die Politik nicht frühzeitig reagieren.”

6. Die peinlichsten rechten Tippfehler und KI-Fails!
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Thomas Laschyk macht auf ein Phänomen in den Sozialen Medien aufmerksam, das rechten Propagandisten in die Hände spiele. Demnach würden viele Menschen ungewollt rechte Inhalte verstärken, indem sie sich über peinliche Fehler oder KI-Pannen lustig machen. Laschyks Tipp: “Teilt lieber gute Botschaften, Artikel und Bilder, die das zeigen, was ihr verbreiten wollt: Die Fakten, Wissenschaft. Bilder mit klugen Sprüchen, gute Reels.”

Neue EU-Plattform, Kampf in Ungarn und Polen, Schreibtischrebellion

1. Wie eine europäische Medienplattform die Demokratie schützen könnte
(netzpolitik.org, Matthias Pfeffer)
Matthias Pfeffer, Direktor des Thinktanks Council for European Public Space, plädiert in einem Gastbeitrag für den Aufbau einer europaweiten Medienplattform, um Propaganda und Desinformation entgegenzuwirken und die Demokratie zu schützen. Ein derartiges Projekt solle bestehende, qualitativ hochwertige Nachrichten aller EU-Länder übersetzen und allen Bürgerinnen und Bürgern zugänglich machen. Dafür brauche es nicht neue Gesetze, sondern lediglich den politischen Willen und moderate finanzielle Investitionen.

2. Der Kampf um die Pressefreiheit in Ungarn und Polen: Eine medienethische Betrachtung
(de.ejo-online.eu, Meret Geppert)
Meret Geppert hat sich die Lage der Pressefreiheit in Polen und Ungarn angeschaut. Dort seien Medienschaffende durch den staatlichen Einfluss auf die Medienlandschaft in ihrer Arbeit stark eingeschränkt. Journalistinnen und Journalisten stünden vor der ethischen Frage: “Inwieweit können sie ihrer Verantwortung noch gerecht werden? Ist es vertretbar, Berichterstattung anzupassen, um die eigene Existenz zu sichern?”

3. Die Schreibtischrebellion
(taz.de, Enno Schöningh)
Immer häufiger träten Redaktionen wissenschaftlicher Fachzeitschriften aus Protest zurück, weil sie unzufrieden mit der zunehmenden Gewinnorientierung und Einflussnahme der Verlage seien. Kommerzielle Interessen würden die Qualität und Unabhängigkeit der Forschung gefährden, da wichtige redaktionelle Entscheidungen immer häufiger von den Verlagen kontrolliert würden. Diese “Schreibtischrebellion” zeige, dass viele Forschende ein System ablehnen, das ihre akademische Freiheit einschränkt.

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4. China lehnt offenbar Verkauf von TikTok-Algorithmus ab
(spiegel.de)
China lehne den Verkauf des TikTok-Algorithmus ab, da dieser als “nationales geistiges Eigentum” angesehen werde. Dadurch wären potenzielle US-Käufer gezwungen, eine eigene Empfehlungssoftware zu entwickeln. TikTok versuche, in den USA mit eigenen Lösungen wie der Speicherung der Daten beim US-Unternehmen Oracle die Zulassung aufrechtzuerhalten.

5. Finanzratgeber für Freie
(journalist.de, Sarah Neu & Mia Pankoke)
Sarah Neu und Mia Pankoke haben die wichtigsten Finanztipps für freie Journalistinnen und Journalisten zusammengestellt. Diese hätten oft mit finanziellen Risiken und dem Problem der Scheinselbstständigkeit zu kämpfen, weshalb sie unbedingt Rücklagen für mehrere Monate bilden sollten. Die Künstlersozialkasse sei dabei besonders wichtig, da sie einen Teil der Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung übernehme und so für soziale Absicherung sorge. Zusätzlich empfehle sich eine private Altersvorsorge, um langfristig vor Altersarmut geschützt zu sein.

6. Künstliche Intelligenz: Wie rechts ist die KI-Ästhetik?
(belltower.news, tante)
Der IT-Spezialist und “Soziotechnologe” Jürgen Geuter, genannt “tante”, argumentiert, dass der Einsatz von KI-Bildgeneratoren politisch nicht neutral sei, sondern strukturell rechte Ideologien unterstütze: “Für Linke ist in KI Bildgeneratoren aktueller Prägung sehr wenig zu holen, ich würde sogar so weit gehen, dass die Ablehnung und der Widerstand gegen KI Bildgeneratoren gelebter Antifaschismus ist. Oder um es mit Dan McQuillan (Autor von ‘Resisting AI’) zu sagen: ‘We come to bury ChatGPT, not to praise it.'”

Angriffe auf Journalisten, Auskünfte aus Magdeburg, Verstummte Stimme

1. Intifada gegen die Presse
(taz.de, Nicholas Potter)
Nicholas Potter beklagt in seinem Kommentar, dass Journalistinnen und Journalisten, die kritisch über antiisraelische Demonstrationen berichten, zunehmend Opfer von Drohungen, Gewalt und Einschüchterung würden: “Auch ich persönlich bin einer Diffamierungskampagne samt Bedrohungen und Beleidigungen in den Sozialen Medien ausgesetzt. Inzwischen kleben Sticker mit meinem Namen und Gesicht an Straßenlaternen, Litfaßsäulen und Ticketautomaten in Berlin.”

2. Stadt Mag­de­burg ver­wei­gerte rechts­widrig Aus­künfte zum Weihnachtsmarkt
(lto.de, Pauline Dietrich)
Der Axel-Springer-Verlag, oder genauer: die “Welt”-Redaktion, habe erfolgreich vor dem Verwaltungsgericht Magdeburg durchgesetzt, dass die Stadt Magdeburg Auskünfte zum Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt geben müsse, auf den im Dezember 2024 ein Anschlag verübt wurde. Die Stadt und der Veranstalter hätten zuvor mit Verweis auf laufende Ermittlungen Informationen verweigert, insbesondere dazu, warum Sicherheitsmaßnahmen offenbar nicht wie geplant umgesetzt worden seien.

3. Donald Trump zerschlägt “Voice of America”
(faz.net)
US-Präsident Donald Trump habe die Mittel für den US-Auslandssender “Voice of America” durch ein Dekret drastisch gekürzt und 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abrupt beurlaubt. Das Weiße Haus begründe diesen Schritt damit, “radikale Propaganda” auf Kosten der Steuerzahler stoppen zu wollen. Kritiker würden darin einen schweren Schlag gegen unabhängige Berichterstattung und ein “großes Geschenk an Amerikas Feinde” sehen.

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4. Zeitungsredaktionen in Bayern treten in den Ausstand
(dju.verdi.de, Nils Schmidbauer)
Wie die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi (dju) mitteilt, treten Zeitungsredaktionen bayernweit in einen dreitägigen Warnstreik, nachdem die Arbeitgeber ein aus Sicht der Gewerkschaft provokativ niedriges Angebot mit geringen Gehaltserhöhungen und weiteren Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen vorgelegt hätten. Die dju kooperiert dabei mit dem Deutschen Journalisten-Verband, der ebenfalls zum Warnstreik aufruft. Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger, der für die Arbeitgeberseite am Verhandlungstisch sitzt, fordert in einer Pressemitteilung hingegen mehr Verständnis für die unter Druck stehenden Verlage.

5. Telegram-Chef Durow hat Frankreich verlassen
(spiegel.de)
Telegram-Gründer Pawel Durow, gegen den in Frankreich wegen unzureichender Maßnahmen gegen kriminelle Inhalte auf seinem Instant-Messaging-Dienst ermittelt wird, habe das Land mit richterlicher Genehmigung vorübergehend verlassen und sei nach Dubai ausgereist. Durow, der zuvor unter Auflagen in Frankreich bleiben musste und seine Plattform nun stärker moderieren wolle, habe die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen, da er nicht für die Taten anderer verantwortlich sei.

6. Medienmagazin DWDL.de steigt bei Übermedien ein
(dwdl.de)
Wie “DWDL” und “Übermedien” melden, beteilige sich die DWDL.de GmbH mit 50 Prozent an der Übermedien GmbH. “Übermedien”-Gründer Stefan Niggemeier habe seine Anteile verkauft. Die übrigen 50 Prozent halte weiterhin der zweite “Übermedien”-Gründer Boris Rosenkranz. Für die Leserinnen und Leser beider Magazine ändere sich jedoch nichts: “Die Redaktionen von Übermedien und DWDL.de werden sich inhaltlich austauschen, aber auch in Zukunft eigenständig arbeiten.”

RBB-Rücktritte, Dreckschleuder, Gehypte Untergrundorganisation

1. RBB-Spitzenpersonal tritt wegen mangelhafter Berichterstattung zurück
(spiegel.de)
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zieht nach der fehlerhaften Berichterstattung über den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar personelle Konsequenzen: Programmdirektorin Katrin Günther und Chefredakteur David Biesinger haben ihre bisherigen Ämter beim öffentlich-rechtlichen Sender niedergelegt. Die zentralen Vorwürfe gegen Gelbhaar seien offenbar erfunden gewesen. Weitere Informationen hat der RBB in einem “In eigener Sache” zusammengestellt.

2. Dreckschleuder für anti-rot-grüne Ressentiments
(taz.de, Ulrike Winkelmann)
Das Onlineportal “Nius”, gegründet und geführt vom ehemaligen “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt und finanziert von Multimillionär Frank Gotthardt, verbreite gezielt anti-rot-grüne Ressentiments und bediene rechtspopulistische Narrative. Durch eine jüngst erworbene TV-Lizenz könnte sich “Nius” zu einem bedeutenden Medium rechts der Mitte entwickeln.

3. “Arte hat so ein Flair wie eine gehypte Untergrundorganisation”
(dwdl.de, Senta Krasser)
Heike Hempel, neue Präsidentin des deutsch-französischen Senders Arte, wolle diesen digitaler, jünger und europäischer ausrichten und gleichzeitig ihren Job beim ZDF fortsetzen. Arte sehe sie dabei als kulturell wichtigen Sender, der wie eine “gehypte Untergrundorganisation” funktioniere und wesentlich zum Zusammenhalt und kulturellen Austausch in Europa beitrage.

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4. Wie Europa die Macht großer Internetgiganten brechen will
(ardaudiothek.de, Jean-Marie Magro, Audio: 27:22 Minuten)
Moderator Jean-Marie Magro spricht mit Svea Windwehr vom digitalpolitischen Verein D64 und mit ARD-Brüssel-Korrespondenten Jakob Mayr über das schwierige Verhältnis von Elon Musk zur EU. Hintergrund ist Musks Unterstützung rechtspopulistischer Kräfte und dessen Kritik an der EU, die er unter anderem durch provokante Posts auf seiner Plattform X zum Ausdruck bringt. Diskutiert wird auch, wie die EU durch Regulierung versucht, die Marktmacht der großen US-Internetkonzerne einzuschränken.

5. Plattformen gegen offenes Internet: Das Digitale ist das Echte
(derstandard.at, Gerold Riedmann)
Gerold Riedmann, Chefredakteur des österreichischen “Standard”, beschreibt in seinem Essay zum 30-jährigen Bestehen von derStandard.at, wie geschlossene Plattformen und KI-gesteuerte Dienste zunehmend die Informationsvielfalt und damit den demokratischen Diskurs im Internet gefährden. Während Plattformen wie Instagram und TikTok die Nutzerinnen und Nutzer gezielt in geschlossenen Ökosystemen halten, drohe Künstliche Intelligenz den Pluralismus und die demokratische Souveränität weiter einzuschränken.

6. So zerstört die BILD ihre Feinde
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 34:05 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem Youtube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen kritischen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, Youtubern und Social Media. Diesmal geht er der Frage nach, wie und mit welchen Mitteln die “Bild”-Zeitung arbeitet: “In diesem Video zeige ich euch, mit welchen brutalen Mitteln und ausgeklügelten Tricks die BILD-Zeitung gegen ihre Feinde kämpft – ob gegen Ausländer, die ‘Pleite-Griechen’, die Studenten der 60er-Jahre oder die bösen Wölfe. Und welche fatalen Folgen es hat, wenn sich solche Feindbilder in der Gesellschaft ausbreiten.”
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

KW 11/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Trump gegen die Medien
(arte.tv, Fanny Lépine, Video: 14:35 Minuten)
Donald Trumps Abneigung gegen Journalistinnen und Journalisten ist nicht neu. Schon während seiner ersten Amtszeit im Weißen Haus attackierte er Medien immer wieder mit “Fake-News”-Vorwürfen. Fanny Lépine zeigt in ihrem Arte-Beitrag, mit welch radikalen Mitteln der US-Präsident aktuell versucht, die Medienlandschaft umzugestalten: “Er hat sich die richtigen Leute geholt, und Nichts, so scheint es, kann seine Abrisspläne aufhalten. Die US-Journalisten sind regelrecht betäubt.”

2. Kreativer Widerstand gegen die Zensur
(deutschlandfunknova.de, Sibylle Salewski, Audio: 48:59 Minuten)
Literaturwissenschaftlerin Heike Schäfer beschäftigt sich in ihrem Vortrag mit der steigenden Zahl der Bücherverbote in den USA. Sie sieht das demokratische Zusammenleben bedroht: “Es geht nicht nur darum, welche Bücher in einer bestimmten Bibliothek stehen dürfen, sondern letzten Endes werden Formen kultureller Teilhabe verhandelt. Es geht darum, wer zur Mehrheitsgesellschaft gehört und wer ausgegrenzt wird.”

3. Brauchen wir ein journalistisches Frühwarnsystem?
(deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 48:59 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, ob ein “journalistisches Frühwarnsystem” gegen “Fake News” nötig ist. Es diskutieren DLF-Hörer Jonas Goedel, Joscha Weber von der Deutschen Welle und Marten Risius von der Hochschule Neu-Ulm.

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4. Journalismus vor Gericht
(youtube.com, Sebastian Loudon, Video: 1:14:00 Stunden)
Bei dieser Podiumsdiskussion des österreichischen Presseclubs Concordia geht es um das Verhältnis von Justiz und Journalismus. Unter der Moderation von Sebastian Loudon diskutieren Maria Windhager (Medienanwältin), Reinhard Hinger (Senatspräsident und Pressesprecher des Oberlandesgerichts Wien a.D.), Sahel Zarinfard (Journalistin bei “Dossier”) und Walter Strobl (“Rechtsdienst Journalismus” des Presseclubs Concordia).

5. Larissa Vassilian über ihre lange Podcast-Reise
(youtube.com, Christian Jakubetz, Video: 26:56 Minuten)
Christian Jakubetz spricht mit der Podcasterin Larissa Vassilian über deren Podcast-Erfahrungen. Es geht dabei unter anderem um Vassilians Anfänge mit dem mittlerweile eingestellten Podcast “Schlaflos in München” und ihre Kunstfigur “Annik Rubens”. Sie berichtet zudem von ihrem aktuellen Podcast-Projekt “L und das”, in dem sie mit Autoren und Buchhändlern über Bücher spricht, sowie von ihrem Wissenschaftspodcast “Exzellent erklärt”. Außerdem gibt Vassilian eine Antwort auf die Frage, warum sie trotz ihrer Leidenschaft für Podcasts nicht hauptberuflich Podcasterin ist, sondern parallel im Bereich Social Media beim Bayerischen Rundfunk arbeitet.

6. China vs. Hollywood: Traumfabrik unter Kontrolle
(arte.tv, Mario Sixtus, Video: 52:03 Minuten)
Hollywood präsentiere sich gern als weltoffen und demokratisch, beuge sich hinter den Kulissen aber seit Jahren der chinesischen Zensur, um Profite auf dem dortigen Kinomarkt nicht zu gefährden. Seit kritischen Filmen im Jahr 1997 würden Themen wie Tibet oder Taiwan vermieden, und stattdessen China oft sogar positiv dargestellt. Der Filmemacher Mario Sixtus zeigt, wie sehr Hollywood bereit ist, seine Prinzipien und Künstler, etwa Richard Gere, für Geld aus China zu opfern.

Halb so viele Artikel, Fragen stellen im Weißen Haus, Kontoverlust

1. Nur halb so viele Artikel zu Mannheim wie zu Magdeburg & München
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
“Analysen von Volksverpetzer und von Buzzfeed Deutschland zeigen: Der Anschlag von Mannheim mutmaßlich durch den Tatverdächtigen Alexander S. hat weitaus weniger Medienaufmerksamkeit bekommen als die ähnlichen Taten in Magdeburg oder München, als die Tatverdächtigen Nicht-Deutsche waren.” Thomas Laschyk hat die entsprechenden Daten zusammengetragen und aufbereitet.

2. Wer bestimmt jetzt, wer im Weißen Haus die Fragen stellt?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 21:54 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit der “Tagesspiegel”-Journalistin Juliane Schäuble, die Teil des erweiterten Pressepools im Weißen Haus ist, über die Besonderheiten ihrer Arbeit, speziell seitdem Donald Trump im Amt ist: “Wie geht Schäuble um mit der neuen Situation? Wie wurde sie überhaupt Mitglied der ‘Foreign Press Group’? Warum ist zum Beispiel die ARD nicht vertreten? Und welche Folgen hat die neue Regelung für die Berichterstattung aus Washington?”

3. Verschwörungssender “AUF1” verliert Konto in Ungarn
(profil.at, Max Miller)
Der rechtsextreme Verschwörungssender “AUF1” aus Österreich verliere sein Spendenkonto bei der ungarischen MBH Bank, was existenzbedrohend für das Portal sei. Die Bankentscheidung folge einer neuen österreichischen Regelung, die Plattformen, die Desinformation und Propaganda verbreiten, von der Gemeinnützigkeit ausschließe. Trotz massiver Unterstützung durch die FPÖ, die “AUF1” regelmäßig als mediale Plattform nutzt, stehe der Sender nun möglicherweise vor dem Aus.

Bildblog unterstuetzen

4. Botschaft an Zuckerberg: Eine Welt ohne digitale Kaiser
(derstandard.at, Ingrid Brodnig)
Ingrid Brodnig kritisiert in ihrer Kolumne die starke Machtkonzentration bei Tech-Milliardären wie Mark Zuckerberg, die durch symbolträchtige Aktionen – etwa das “Antwort-T-Shirt” von Bluesky-Chefin Jay Graber (“Eine Welt ohne Kaiser”) – hinterfragt werde. Brodnig sieht darin mehr als nur einen Marketing-Gag, nämlich eine klare Forderung nach einer demokratischeren, dezentralen Struktur im Internet, die Nutzerinnen und Nutzern mehr Kontrolle über deren Daten und Plattformen gibt.

5. Künstliche Intelligenz im Journalismus: Zwischen Innovation und ethischer Verantwortung
(de.ejo-online.eu, Alina Bähr)
Alina Bähr fasst eine Analyse zum Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) im journalistischen Newsroom (“Grenzen überwinden, Chancen gestalten”, PDF) zusammen. Demnach könne KI den Wissenschaftlern zufolge “entlang der gesamten journalistischen Wertschöpfungskette eingesetzt werden”, erfordere jedoch ethische Abwägungen.

6. Neuer GIJN Guide: Grundlagen des Investigativjournalismus
(netzwerkrecherche.org)
Das Netzwerk Recherche macht auf einen ins Deutsche übersetzten “Guide zu Grundlagen des Investigativjournalismus” aufmerksam: “Im vergangenen Jahr hat unsere Partnerorganisation Global Investigative Journalism Network (GIJN) einen englischen Guide zu Grundlagen des Investigativjournalismus veröffentlicht. Wir haben diesen nun übersetzt. Für Einsteiger*innen, für Studierende und für alle, die ihr Wissen auffrischen wollen.”

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BILDblog-Klassiker

neu  

Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.